Rotkreuzschulen: Pflegeschule Würzburg

Selbsterfahrung Sinneseinschränkung in der Pflegeausbildung

Würzburg I 30.03.2022

Den professionellen Umgang mit unterstützungsbedürftigen Menschen zu trainieren, ist ein Basic in der Pflegeausbildung. Patienten und Bewohner haben aufgrund ihrer Krankheit, ihres Alters oder sonstiger Handicaps häufig eingeschränkte Sinneswahrnehmungen, die im Pflege- und Betreuungsprozess besonders berücksichtigt werden müssen. Laura Digiovinazzo hatte sich für die Azubis im ersten Jahr der generalistischen Pflegeausbildung eine besondere Lerneinheit einfallen lassen. Ein ganztägiger Selbsterfahrungszirkel „Sinneseinschränkungen" sollte den zukünftigen Pflegefachfrauen und –fachmännern vermitteln, wenn Augen, Ohren, Tastsinn etc. nicht (mehr) so gut funktionieren. „Eine nachhaltige Erfahrung, die Verständnis und Empathie weckt", ist die Pflegepädagogin und stellvertretende Schulleitung der Berufsfachschule für Pflege Würzburg überzeugt.

Die erste von vier Stationen des Selbsterfahrungszirkels widmete sich der Pflege bei Hörstörungen. Die Auszubildenden sollten dabei ein Aufnahmegespräch mit störender Hintergrundmusik und Oropax in den Ohren führen. Die nächste Challenge wartete in Form von GERT, mit dessen Hilfe man in Minutenschnelle um Jahrzehnte altert. Der Alterssimulationsanzug ahmt die altersbedingten Einschränkungen nach, mit denen Senioren mit zunehmenden Lebensjahren konfrontiert werden. „Ganz schön steif, die Gelenke. Überhaupt alles sehr mühsam und beschwerlich", so die Erfahrung der Auszubildenden mit den Manschetten und Gewichten des Alterssimulationsanzugs. Eine speziell umgestaltete „Taucherbrille" vermittelte an der Lernstation „Sehen", wie Menschen mit Grauem oder Grünem Star aufgrund der eingetrübten Augenlinsen die Welt wahrnehmen. An der letzten Station zu „Tastsinn, Feinmotorik und Blindheit" galt es, eine Mahlzeit mit dicken Handschuhen zu richten sowie Kurskolleg:innen mit verbundenen Augen Essen zu verabreichen.

„Am eigenen Körper zu erfahren, wie eingeschränkte Sinneswahrnehmungen den Alltag verändern, hilft dabei, pflegerische Schwerpunkte abzuleiten und das eigene Verhalten zu reflektieren", konstatiert Digiovinazzo. „Man neigt dazu, die Tätigkeiten einfach zu übernehmen. Es ist jedoch total wichtig, die Patienten und Bewohner bei der selbstbestimmten Lebensführung und Selbstpflege zu unterstützen", pflichten ihr die Auszubildenden bei. Sie versichern, beim Selbsterfahrungszirkel nicht nur sehr viel Spaß gehabt zu haben, sondern auch wichtiges Know-how für die Praxiseinsätze mitnehmen zu können.

 Mit Ohropax und störender Hintergrundmusik ist ein Aufnahmegespräch gar nicht so einfach zu führen.
 GERT macht es mühsam und beschwerlich, sich zu bewegen und aus dem Bett aufzurichten

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