Schwesternschaft München

Dürr sieht bei Corona-Impfung hohes Verantwortungsbewusstsein der Pflege

Ministerpräsident Söder stellt Impfpflicht von Pflegekräften zur Diskussion

Generaloberin Edith Dürr, Vorsitzende des Bayerisches Landespflegerats (BLPR) betont angesichts der Aussage von Ministerpräsident Dr. Markus Söder, unter Pflegekräften würde eine große Skepsis den neuen Corona-Impfstoffen gegenüber vorherrschen, dass Impfschutz für jeden Einzelnen eine persönliche Entscheidung sei. Angesichts eines bei weitem nicht ausreichenden Impfangebots bewertet der BLPR diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt als ungünstig und sieht in einer möglichen Impfpflicht ein völlig falsches Signal.

„Impfung bedeutet zunächst Eigenschutz und weniger Fremdschutz. Sie stellt einen Eingriff in die persönliche Integrität dar und ist daher eine sehr individuelle Entscheidung", sagt die Vorsitzende des BLPR, Generaloberin Edith Dürr von der Schwesternschaft München vom BRK e.V. „Angesichts eines bei weitem nicht ausreichenden Impfangebots ist diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt unpassend und eine Impfpflicht ein völlig falsches Signal", betont sie. Zudem liegen derzeit keinerlei Zahlen und Daten darüber vor, wie viele Pflegekräfte ein Impfangebot erhalten und angenommen beziehungsweise abgelehnt hätten. Für Dürr ist die Diskussion über die vorgebliche Nicht-Akzeptanz einer Impfung gegen Covid-19 nicht das zentrale Thema der Berufsgruppe, denn die Fachkräfte sowohl in der Akut- als auch in der Langzeitpflege arbeiten nicht erst seit SARS-CoV-2 an ihrer Belastungsgrenze. „In der derzeitigen Situation sollen zwar symptomfreie, aber positiv getestete – also infizierte – Pflegekräfte ihren Dienst in Klinik, Seniorenheim oder Pflegedienst ausüben; gleichzeitig aber wird eine Impfpflicht diskutiert", kritisiert die BLPR-Vorsitzende die überzogene Erwartungshaltung an die ohnehin schon über die Maßen belastete Berufsgruppe.

„Pflegefachkräfte haben seit Ausbruch der Pandemie ohne Impfung gute Versorgung unter teilweise schwierigsten Bedingungen geleistet", erinnert Dürr unter anderem an das fehlende Schutzmaterial bis Mitte 2020. Die entscheidende Problematik läge jedoch im Fachkräftemangel begründet. Sie fordert daher auch in der Impf-Debatte eine echte Wertschätzung der Berufsgruppe. „Pflegende haben bereits vor Corona wenig Vertrauen in die Politik hinsichtlich ihrer Anerkennung gesetzt. Ein Zwang zur Impfung wäre ein falsches Signal und würde die gefühlte Missachtung durch Parteien und Volksvertreter nur manifestieren", warnt Dürr eindringlich. Angesichts der aktuellen Diskussion wünscht sich die BLPR-Vorsitzende eine gute Informations- und Aufklärungskampagne, denn „Pflegefachpersonen sind sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst". Parallel dazu fordert sie einen möglichst einfachen und schnellen Zugang der Berufsgruppe zur Corona-Schutzimpfung. Als Vorstandsvorsitzende der Schwesternschaft München vom BRK e.V., die Trägerin von vier Kliniken, sechs Berufsfachschulen für Pflege und einer Senioreneinrichtung ist, weiß sie um die noch nicht ausreichende Zuteilung beim Impfstoff. „Die vom Ministerpräsidenten angefachte Debatte um eine Impfpflicht für Pflegekräfte kommt beim derzeitigen Impfangebot zum falschen Zeitpunkt", betont sie abschließend.

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